Sinas „Ausdrucks-Challenge“ hat uns gezeigt, wie viel (oder wie wenig) Mimik beim Singen wirklich rüberkommt. Die Idee: ein Lied einmal völlig neutral, dann mit vollem Ausdruck singen – und die beiden Versionen direkt vergleichen. Das Ergebnis: überraschend, aufrüttelnd, inspirierend.
Zwei Rückblicke fassen das Erlebte auf ganz eigene Weise zusammen: Hiltrud schildert ihre Eindrücke als Teilnehmerin – Sina reflektiert als Ideengeberin, warum Mimik beim Chorgesang so wichtig ist.
HiltrudsBlick
Kürzlich überraschte uns Sina mit einer ungewöhnlichen Idee: einer „Ausdrucks-Challenge“, die nicht nur Spaß gemacht, sondern auch Einsichten in unsere „Performance“ gebracht hat. Die Aufgabe war simpel, aber wirkungsvoll: Jeder, der Lust hatte, sollte einen Teil eines Liedes zweimal singen – einmal völlig ausdruckslos, also mit „0 % Ausdruck“, und dann ein zweites Mal mit „100 % Ausdruck“, also mit maximaler Mimik, Emotion und Körpersprache.
Sina hat anschließend die beiden Aufnahmen nebeneinandergeschnitten und zu einem kurzen Vergleichsvideo verarbeitet. So konnten wir ganz unmittelbar sehen, was Ausdruck bewirken kann – und die Ergebnisse waren verblüffend.
Bei den „0 %-Versionen“ wirkte der Vortrag meist leblos, ja fast distanziert. Erst mit dem emotionalen Einsatz in der „100 %-Version“ fingen die Stimmen an, zu leben. Es war, als würde man ein Bild in Schwarz-Weiß mit seinem farbigen Pendant vergleichen. Plötzlich bekam das Lied Tiefe, Persönlichkeit.
Ein besonderer Aha-Effekt: Die Videos waren nicht nur für die Zuschauer spannend, sondern vor allem für uns selbst! Die ein oder andere von uns war vermutlich überrascht – und teilweise vielleicht auch ein wenig ernüchtert – wie wenig von dem innerlich empfundenen Ausdruck tatsächlich nach außen sichtbar war. Man meint oft, mit ganzem Herzen dabei zu sein, aber auf dem Video sieht man dann: Es geht noch viel mehr!
Stefan betont ja immer wieder, dass man auf der Bühne mit Mimik und Ausdruck eigentlich gar nicht übertreiben kann. Was sich für uns überzogen anfühlt, kommt beim Publikum meist gerade richtig an. Diese Challenge hat das auf eindrucksvolle Weise bestätigt.
Sinas Challenge war also weit mehr als ein lustiger Zeitvertreib – sie war eine eindrucksvolle Erinnerung daran, auf der Bühne alles zu geben!
Ein großes Dankeschön an Sina für diese kreative Idee!
SinasBlick
Das kennen wir doch alle: Stefan fordert immer mal wieder ein, beim Singen zu lächeln und die Augenbrauen hochzuziehen und gelegentlich fragt er uns, ob uns unser Hobby eigentlich Spaß macht.
Warum tut er das?
Weil wir ausdrucklos ins Leere blicken und beim Singen vermutlich gleichzeitig das ein oder andere Mal gedanklich durchgehen, was wir vor dem Wochenende alles im Supermarkt besorgen müssen.
Wenn wir dann auch noch kaum den Mund bewegen, kommt es Stefan so vor, als hätten wir keine Freude am Singen.
Die Mimik und die Körpersprache sind entscheidende Stilmittel, um bei Konzerten das Publikum in den Bann zu ziehen und zu begeistern, den Funken überspringen zu lassen.
Chormusik ist mehr, als gemeinsam die richtigen Töne zu treffen. Wie wollen unterhalten und entertainen, und ein wichtiger Schritt hierfür ist, durch Mimik und Körpersprache Ausstrahlung zu erzeugen.
Mach hierzu mal einen kleinen Versuch: Gehe zu einem geliebten Menschen, und sage
ihm mit ausdruckslosem Gesicht, dass du ihn liebst. Was passiert?
- Du fühlst dich komisch
- Dein Gegenüber wird irritiert sein
Als Chorsänger sollten wir unser Publikum als geliebten Menschen betrachten, dem wir etwas Freudiges mitteilen wollen. Kleines Manko: bei den Proben haben wir kein Publikum, außer vielleicht ab und zu an Freitagen Stefans Eltern. Aber wir haben einen Chorleiter, und den gilt es, emotional zu packen!
Mimik in den Gesang einfließen zu lassen, ist gar nicht so einfach. Kürzlich fand eine 0 % /
100 %-Mimik-Challenge statt, an der sich dankenswerterweise einige Chormitglieder beteiligt haben. Alle haben sich ins Zeug gelegt und man kann feststellen: Man darf ruhig übertreiben. Selbst, wenn man meint, man hätte 100 % gegeben ist manchmal nur ein leichter Unterschied zu den 0 % zu sehen.
Was können wir tun, um uns den 100 % anzunähern?
Entscheidend ist erstmal, dass man versteht, worum es in den jeweiligen Liedern geht.
Welche Emotionen werden transportiert. Freude? Trauer? Sehnsucht? Liebe?
Konzentriere dich beim Singen voll und ganz auf diese Emotionen. Stell dir vor, du möchtest mit deinem Gesang zum Publikum sprechen und ihm etwas mitteilen. Schweife nicht mit den Gedanken ab. Übe vor dem Spiegel, oder mache Vergleichs-Videoaufnahmen wie bei der Challenge, und schau dir den Unterschied an. Und vor allem:
Gib bei jeder Probe Alles, damit Stefan nie wieder fragen muss, ob uns unser Hobby Spaß macht.